B. Traven – Der Schatz der Sierra Madre
240 Seiten – Taschenbuch
Verlag: Diogenes – Aus August 2015
ISBN-10: 3257211015
ISBN-13: 978-3257211016
Eine Bibliothek ohne die Klassiker, auch wenn sie nicht den bevorzugten Lesestoff enthalten mögen, ist keine richtige Bibliothek. Wenigstens eine Ecke sollte für die Klassiker der Weltliteratur reserviert sein. Jetzt könnte man natürlich trefflich darüber streiten, welche Autoren und/oder Werke zu dieser Klassischen Literatur gezählt werden müssen. Es werden vielleicht nicht alle so sehen, aber für mich gehört ein Autor und sein Werk unbedingt auf die Liste: B. Traven mit „Der Schatz der Sierra Madre“
B. Traven? Wer ist das? Wer erzählt mir hier eine Geschichte? Diese Fragen geistern schon seit den 1920er Jahren durch die Welt der Literatur. Nicht erst seit 1928 die sehr ehrwürdige Büchergilde damit begann die Romane und Reportagen dieses Mannes zu veröffentlichen, blieb die Identität des Autors unklar und B. Traven ist lediglich das Pseudonym eines deutschen Schriftstellers, dessen echter Name, Geburtsdatum und -ort sowie Einzelheiten des Lebens unter Literaturwissenschaftlern lange Zeit umstritten waren.
Erst lange nach dem Tod des Autors fand man heraus, Dass es sich bei diesem Mann um den Gewerkschaftssekretärs Otto Feige handelte, der nach der Zerschlagung der Münchner Räterepublik (bei deren Zustandekommen er als Anarchist Ret Marut beteiligt war) fliehen musste. Ab 1924 lebte er in Mexiko, dem Land, in dem die Handlung der meisten seiner Romane und Erzählungen angesiedelt ist und seine Biographie erklärt auch die erzählerische Perspektive, die immer sozialkritisch ist und mit viel Sympathie für die Underdogs verbunden ist.
Das trifft natürlich auch auf den Titel zu, um den es im Folgenden gehen soll: „Der Schatz der Sierra Madre“. Der Roman startet mit Dobbs, einem gescheiteten, in Mexiko lebenden Amerikaner, der sich mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs durchs Leben schlägt. Während eines dieser Jobs begegnet er Curtin… mit ihm macht Dobbs gemeinsam weiter. Die beiden lernen den Goldsucher Howard kennen, der ihnen von der Sierra Madre erzählt… und vom Gold, das man dort finden könnte.
Natürlich lässt sie das Metall nicht einfach so einsammeln; im Gegenteil. Unter vielen Entbehrungen und trotz harter Arbeit kommt zwar nicht üppig viel Gold zusammen, aber die Habenichtse bekommen immerhin genug als Lohn. Die Gegend ist abgelegen und einsam und so können sie lange ungestört arbeiten… bis eines Tages Curtin unvorsichtig war und von einem Mann zum Lager verfolgt wurde; wenigstens konnten die Goldsucher die Mine vor diesem Mann verbergen. Die Situation wird immer unsicherer und so beschlossen Dobbs, Curtin und Howard ihr Glück nicht länger zu strapazieren und mit der Ausbeute zurückzukehren. Aber so reibungslos gelingt diese Rückkehr eben nicht…
Ich habe diesen Roman als das erste Mal als Jugendlicher gelesen und war sofort von der einfachen Struktur, der klaren Sprache und der spannenden Handlung gefesselt – dieses Werk (obwohl es für Jugendliche sehr wohl geeignet ist) allerdings als Jugendroman zu bezeichnen, würde ihm nicht gerecht. Heute fallen mir natürlich auch die Gestaltung der Charaktere, deren differenzierten ethischen Haltungen und Werte auf, die ständig gegen äußere Einflüsse verteidigt werden müssen; gegen den Lagerkoller, Streitigkeiten aus nichtigem Anlass, die Gier der kleinen Leute oder der großen Bosse.
Trotzdem das Werk B. Travens aus einer ganz anderen Zeit zu uns kommt, wirkt es auf mich immer noch lesenswert, seltsam aktuell und – trotz aller Sozialkritik – auch unterhaltsam. Das mag daran liegen, dass B. Traven offensichtlich in jeder Beziehung genau weiß von was er schreibt. Er kannte Land und Leute, lebte mit ihnen und hat ihr schweres Leben am eigenen Leibe erfahren. Ein Buch, das auch nach fast hundert Jahren thematisch noch in weiten Teilen der Welt aktuell ist, ist Weltliteratur und gehört alleine deswegen schon, jede gut sortierte Bibliothek. Ich hoffe, meine Bemerkungen waren hilfreich…