Gabriel García Márquez –
Die Liebe in den Zeiten der Cholera
Taschenbuch: 504 Seiten
Verlag: dtv; Auflage – Aus 1995
ISBN-10: 342311360X
ISBN-13: 978-3423113601
Bestätigung der Bestätigung
Über das was Liebe eigentlich ist, haben sich schon viele Menschen gründlich Gedanken gemacht. Es wurden darüber Gedichte verfasst, Lieder gesungen, Stücke geschrieben, Filme gedreht… Liebe ist das Thema Nummer eins, in Wünschen und Träumen, in Fantasien und der Wirklichkeit. Und dennoch, es scheint mir so, dass niemand so recht sagen kann, was eigentlich Liebe ist; selbst die größte Sammlung dieser kleinen bebilderten Sprüchlein gibt so recht keine Auskunft. Nun, vielleicht ist ja nur deshalb nicht so ganz klar was Liebe ist, weil sie für jeden irgendwie anders ist? Wie dem auch sei, ich glaube entdeckt zu haben, was Liebe ist – Liebe ist… 53 Jahre, 7 Monate und 11 Tage auf eine Frau zu warten! Liebe ist in „Liebe in den Zeiten der Cholera“ von Gabriel Garcia Marquez (GGM).
Gabriel García Márquez (1927 – 2014) war ein kolumbianischer Schriftsteller und Journalist, dessen Name untrennbar mit den Markenzeichen seiner Literatur verbunden: dem Magischen Realismus. Noch heute wird die Literatur ganz Lateinamerikas häufig mit dieser Literaturform in Verbindung gebracht; was heute nicht mehr stimmt und schon zu seinen Lebzeiten nicht stimmte. GGM war aber wohl der populärste Autor dieses Stils, der magische Elemente in realistische Situationen integriert. GGM erhielt 1982 „für seine Romane und Erzählungen, in denen sich das Phantastische und das Realistische in einer vielfacettierten Welt der Dichtung vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln“.
Zum Buch: Das vorliegende Werk erschien unter dem Titel „El amor en los tiempos del cólera“ im Jahre 1985 und erstmals 1987 in deutscher Sprache unter dem vorliegenden Titel. Wie man aus dem Titel bereits schließen kann, handelt es sich bei diesem Buch um eine Liebesgeschichte. Aber wir würden sicher GGM nicht gerecht, wenn wir das Buch lediglich mit dieser Bezeichnung klassifizierten. Es ist häufig zu beobachten, dass Schriftsteller, die für ein Werk mit Preisen bedacht werden, zeigen wollen, dass dieses Werk keine Eintagsfliege war. So auch hier, nach dem überragenden Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“ (auch von mir hier vorgestellt) kam „Liebe in den Zeiten der Cholera“ nach einer Reihe von Erzählbänden, wie die Bestätigung der Bestätigung – deswegen meine Überschrift.
Es fällt mir nicht ein, den Plot dieses Romans in dieser Besprechung nacherzählen zu wollen – nur so viel: Am Anfang dieses Romans steht ein Ende… die letzten Szenen einer Ehe des Doktor Juvenal Urbino, eines angesehenen Bürgers, und seiner Ehefrau Fermina Daza, die – ohne je wirklich Liebe für einander zu empfinden – geheiratet hatten und trotzdem lange Jahre harmonisch zusammen lebten. Und von nun an, entwickelt sich dieser opulente Roman in unnachahmlicher Weise, in immer enger werdenden Spiralkreisen, zyklisch Ereignisse aufgreifend, hin zu einem ersten Höhepunkt: Den absurden Tod von Juvenal Urbino, der beim Einfangen eines widerspenstigen Papageien von der Leiter stürzt. Nach dem Tod des Doktors, kommt nun Florentino Ariza ins Spiel… er ist der ehemalige Verlobte Ferminas, der 51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage auf diesen Tag gewartet hatte, um ihr erneut seine unerschütterliche Liebe zu gestehen…
Am Ende des Romans, unternehmen Florentino und Fermina eine Bootsreise auf dem Magdalenen-Strom und als die Reise fast beendet war, hisste Florentino heimlich die Choleraflagge… und als das Schiff seinem Zielhafen erreicht hatte und unter Quarantäne gestellt werden sollte, befiehlt er dem Kapitän, kehrt zu machen und die Reise fortzusetzen. Der Kapitän fragt ihn: „Und was glauben sie, wie lange wir dieses Scheiß-Hin- und –Zurück durchhalten können?“ Florentino antwortet ihm, als wäre er 53 Jahre, 7 Monate und 11 Tage auf die Frage vorbereitet gewesen: „Das ganze Leben.“
Schlussbemerkung: Gabriel Garcia Márquez´s Roman „Liebe in den Zeiten der Cholera“ ist ein Meisterwerk, ein wirklich vollkommenes Buch. Wenn ein Nobelpreisträger für Literatur die Verleihung dieses Preises bestätigen müsste, wenn es einer Bestätigung der Bestätigung (was der Preis ja ist) bedürfte, dann könnte diese Bestätigung nur so ausfallen, wie dieser Roman. Beim Lesen dieses Buches versank mir die Wirklichkeit; GGM versetzte mich in eine andere Zeit, an einen anderen Ort. Mit offenen, lesenden Augen träumte ich mir den Magdalena, träumte ich mir die Menschen, die so lebendig waren, lebendiger als viele Menschen, denen ich tagtäglich auf der Straße begegne. Diese Liebe im Greisenalter, ungeachtet aller Konventionen und Vorurteile, machte mich glücklich, als sei ich ein Teil dieser Liebe. Und vielleicht bin ich das ja auch – so wie wir alle Teil dieser Liebe sind, die hier GGM für uns dichtete, schöpfte, erschuf.