Jenseits von Eden

John Steinbeck – Jenseits von Eden

736 Seiten – Taschenbuch

Verlag: dtv Verlagsgesellschaft – Aus Nov. 1987

ISBN-10: 342310810X

ISBN-13: 978-3423108102

Eine Bibliothek ohne die Klassiker, auch wenn sie nicht den bevorzugten Lesestoff enthalten mögen, ist keine richtige Bibliothek. Wenigstens eine Ecke sollte für die Klassiker der Weltliteratur reserviert sein. Jetzt könnte man natürlich trefflich darüber streiten, welche Autoren und/oder Werke zu dieser Klassischen Literatur gezählt werden müssen. Ziemlich unstrittig sollte der Name John Steinbeck sein, vor allem sein Werk „Jenseits von Eden“.

John Steinbeck gehört zu den meistgelesenen amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts; weltweit. 1962 erhielt er „für seine einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst, gekennzeichnet durch mitfühlenden Humor und sozialen Scharfsinn“ den Nobelpreis für Literatur. Geboren 1902, verfasste zahlreiche Romane, Kurzgeschichten, Novellen und Drehbücher, arbeitete zeitweilig als Journalist und war 1943 Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg. 1940 erhielt er für seinen Roman „Früchte des Zorns“ den Pulitzer-Preis. „Jenseits von Eden“ (im Originaltitel „East of Eden“) erschien 1952 und war sein erfolgreichstes Werk, das in der legendären Verfilmung mit James Dean auch außerhalb einer engagierten Leserschaft bekannt wurde.

Grob gesagt, ist „Jenseits von Eden“ eine Familiensaga, in welcher der Autor eine drei Generationen umfassende Geschichte zweier Familien, in der Zeit zwischen Beginn des Bürgerkrieges und dem Ende des Ersten Weltkrieges, erzählt. Der Roman ist in vier Teile gegliedert, wovon die meisten wohl oft genug nur den Inhalt des letzten Teils kennen, auf den sich die Verfilmung konzentriert:

Der Erste Teil erzählt quasi die Vorgeschichte der Saga, die ja dann zu dem dramatischen Ende führen wird. In wechselnder Perspektive erzählt Steinbeck die Geschichte der drei Protagonisten, die im kalifornischen Salinas Vallay aufeinander treffen. Eingedenk der Tatsache, dass John Steinbeck dort geboren wurde, wird angenommen, dass er einen Teil seiner eigenen Familiengeschichte in diesem Roman verarbeitete. 

Der Zweite Teil des Romans konzentriert sich auf das Verhältnis der Romanfigur des Adam Trask und seiner Frau Cathy. Adam will den herunter gekommenen großen alten spanischen Landsitz vom ererbten, vielleicht unrechtmäßig erworbenen väterlichen Geld für sich und seine Familie zu einem Garten Eden ausbauen. Adam ist familiär ein Despot und stellt alles unter seinen Vorbehalt. Er setzt seine Interessen immer durch… auch gegen die Wünsche seiner Frau. Cathy ist schwanger und hat erfolglos versucht abzutreiben, weil sie sich vom Leben etwas anderes erwartet hatte und von Anfang an nicht mit ihm nach Kalifornien ziehen wollte und nur aus finanziellen Gründen nachgab, erzwingen zu können. Das Ganze endet damit, dass Cathy flieht und in Salinas untertaucht.

Der dritte Teil konzentriert sich zunächst auf die Familie von Samuel Hamilton (namensgleich mit Steinbecks Großvater). Dier Teil des Romans ist quasi der Gegenentwurf des zweiten Teils, denn während es in der Fam. Trask nur Unfrieden und Konkurrenzkampf gibt, geht die Fam. Hamilton fürsorglich miteinander um. Zwar werden in diesem Teil ähnlich dramatische Ereignisse erzählt, aber sie erscheinen weniger unerträglich – weil man zwar scheitern, aber dennoch seine Würde behalten kann.

Der Vierte Teil ist die Geschichte die im Film mit James Dean erzählt wird und die das biblische Motiv von Kain und Abel aufnimmt. Die beiden ungleichen Söhne von Adam Trask, Cal und Aron, buhlen um die Liebe ihres Vaters. Adam, der sich immer nur um sich selbst gekümmert hat und die wahren Charaktere seiner Söhne nicht wahrnimmt, zieht Aron, den feingeistigen, immer vor. Adam geht mit einer Geschäftsidee fürchterlich baden und Cal versucht das Debakel seines Vaters wettzumachen; er spekuliert mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs und damit dass dadurch die Preise z.B. für Bohnen steigen. Die Spekulation war erfolgreich, aber er konnte sich mit dem Gewinn nicht die erhoffte Anerkennung seines Vaters „erkaufen“. 

Ich habe diesen Roman das erste Mal vor Jahrzehnten als idealistischer junger Mann gelesen, nachdem ich den Film, mit James Dean in der Hauptrolle, gesehen hatte und war sofort von der Struktur, der klaren Sprache und der spannenden Handlung gefesselt. Ich kann durchaus sagen, dass dieser Roman Auswirkungen auf mein Leben hatte, weil ich lernte, dass ich immer die Wahl habe, mich so oder so zu entscheiden. Und für mich war die Geschichte der Hamiltons die erstrebenswerte Wahl. 

Trotzdem das Werk John Steinbecks aus einer ganz anderen Zeit zu uns kommt, wirkt es auf mich immer noch lesenswert, seltsam aktuell und – trotz allem Dramas – auch unterhaltsam. Ein Buch, das auch nach über sechzig Jahren thematisch noch lesbar ist und uns was für das Leben sagen kannt, ist Weltliteratur und gehört alleine deswegen schon, jede gut sortierte Bibliothek. Ich hoffe, meine Bemerkungen waren hilfreich…