Jules Verne – „Das Dampfhaus Band 1“

Das Dampfhaus -1: Erster Band

Jules Verne – Das Dampfhaus Band 1

Gebundene Ausgabe: 216 Seiten

Verlag: TREDITION CLASSICS (11. Mai 2012)

ISBN-10: 3847268252

ISBN-13: 978-3847268253

Der Stählerne Elefant

Mein Großvater war ein Science-Fiction-Fan, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Er las Zukunftsromane und neben den Romanen anderer Autoren, war er ausgesprochener Liebhaber (die Bezeichnung Fan gab es hierzulande auch noch nicht) von Jules Verne. Warum erwähne ich das? Nun, weil mein Großvater mich das Lesen lehrte… also nicht nur die Aneinanderreihung von Buchstaben, sondern das Erfassen von Texten. Und er war es auch, der mir meine ersten Bücher schenkte – unter anderem Jules Verne-Romane. Damit war die Neugierde auf diese Art Literatur geweckt.

Will man sich heutzutage mit der Literatur Jules Vernes, der oft als der „Vater der Science- Fiction-Literatur“ genannt wird, beschäftigen, muss man lernen, dass damals das Genre offenbar nicht nur auf den technisch-wissenschaftlichen Themenkreis beschränkt gewesen ist und so hat mein Großvater wirklich eher Zukunftsromane gelesen. Heute gibt es innerhalb des Genres Science-Fiction ganz unterschiedliche Unterbegriffe – Von Hard-Science-Fiction bis Space-Opera, von Military-Science-Fiction bis Steam-Punk. Ein Beispiel dafür was heute Steam-Punk genannt würde, ist der hier vorliegende Jules Verne-Roman: „Das Dampfhaus“

Jules Verne (1829 – 1905) gilt in Frankreich als einer der Großen der nationalen Literatur. Er war der Autor, der die Epoche des technischen Fortschritts und der letzten großen Entdeckungsreisen in seinem Werk verarbeitete, was in Europa und Amerika erfolgreich war (einige seiner Romane werden bis heute ständig neu aufgelegt). Sein Werk, hauptsächlich seine Romane, sind sehr populär und werden auch heute noch gerne gelesen; sie wurden sogar auf die Bühne gebracht und verfilmt; was seine Popularität auch weltweit förderte. So erhielt z.B. das erste Atom-U-Boot den Namen Nautilus – wie das berühmte U-Boot des Jules Verne-Helden, Kapitän Nemo.

Zum Buch: Der Roman „Das Dampfhaus“ wurde in Frankreich erstmals 1880 in zwei Bänden veröffentlich; der erste Band erschien im Juli 1880, der zweite Band im November 1880 unter dem französischen Titel „La Maison à Vapeur“. Aufgrund der damals schon großen Popularität von Jules Verne in Deutschland, erschienen beide Bände in der ersten deutschsprachigen Ausgabe schon 1881 unter dem vorliegenden Titel. Das hier vorgestellte Buch entspricht der Originalausgabe und enthält den ersten Band. Der Roman spielt in der Zeit des Höhepunkts des Kolonialismus, der zusammenfällt mit unbedingtem Fortschrittsglauben, der sich aus dem Fortschritt der Technik speist – hier natürlich der Dampf-Technik.

Der englische Ingenieur Banks hat den Auftrag, für einen sagenhaft reichen und unumschränkt mächtigen Maharadscha (von Großbritanniens Gnaden), einen stählernen Elefanten zu bauen, der, mittel Dampfantrieb, in der Lage ist, sich über Land zu bewegen und dabei auch noch zwei rollende Häuser zu ziehen (Verne als Erfinder des Wohnwagens!). Selbst Flüsse kann man mit diesem Koloss überqueren. Aber leider stirbt der Auftraggeber überraschend und Banks kann seine Maschine nicht übergeben. Also lädt er sich ein paar Freunde ein, um mit ihnen eine Reise durch Indien zu unternehmen.

Der erste Band schildert die Reise in den Norden Indiens und sie fand kurze Zeit nach dem Sepoy-Aufstand statt, bei dem es am 10. Mai 1857 zu einem offenen Aufstand von hinduistischen und muslimischen Soldaten gegen ihre britischen Befehlshaber kam. Man wollte auch die Schauplätze dieses Aufstandes besuchen, der im Roman sehr ausführlich gewürdigt wird. Klar, Verne ist ein Kind seiner Zeit und so werden auch die Indien-Klischees der Zeit eingebaut: Exotik, Dschungel-Abenteuer und Großwildjagd.

Schlussbemerkungen: Eine Bibliothek ohne die Klassiker, auch wenn sie nicht den bevorzugten Lesestoff enthalten mögen, ist keine richtige Bibliothek. Wenigstens eine Ecke sollte für die Klassiker der Weltliteratur reserviert sein. Jetzt könnte man trefflich darüber streiten, welche Autoren und/oder Werke zu dieser Klassischen Literatur gezählt werden müssen. Kein Streit kann es aber um diesen Autor und dessen Werk geben.

Darüber hinaus wird heutzutage aus den Klassikern des Jules Verne wieder begehrte „zeitgenössische“ Werke, jedenfalls für jene Menschen, die sich der Lebensart des Steam-Punks verschrieben haben. Aber nicht nur für jene ist dieser Roman ein Lesevergnügen, sondern für alle Leute, die sich ein paar ruhige (Lese-)Stunden machen möchten, ohne diese neumodische Eigenart, sich ständig die Nerven strapazieren zu lassen. In Gedenken an meine Kindheit und Jugend in den 1960ern… und an meinen lieben Großvater, der quasi diese Besprechung veranlasst hat. Der Zweite Band folgt. Viel Vergnügen.

Der zweite Band schildert die Begegnung der Reisenden mit dem Tierfänger Matthias van Guitt, diverse Jagdabenteuer in den Wäldern am Fuße des Himalaya, die Zerstörung der Bungalows durch echte Elefanten und die Konfrontation Oberst Munros mit seinem Todfeind, der ihn vor eine Kanone bindet.