Rainer Mausfeld – Warum schweigen die Lämmer?

Rainer Mausfeld – Warum schweigen die Lämmer?

Rainer Mausfeld – Warum schweigen die Lämmer?
Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören

304 Seiten – Gebundene Ausgabe
Verlag: Westend – Aus Oktober 2018
ISBN-10: 3864892252
ISBN-13: 978-3864892257

Ein Buch, das Sie nur unterhält, ist eine angenehme Ablenkung, wenn Sie einmal nichts zu tun haben. Ich habe nicht das mindeste dagegen, Bücher nur der puren Unterhaltung wegen zu lesen; aber das hat leider keine Verbesserung der Verhältnisse zur Folge, in denen unser Leben steckt. Deshalb muss man hin und wieder auch mal seine Leselust auf ein Sachbuch verwenden, um sich Informationen zu beschaffen, die einem weiterhelfen…

…und hier kommt „Warum schweigen die Lämmer?“ von Rainer Mausfeld ins Spiel. Im Untertitel steckt schon die Tendenz des Buch-Inhalts: „Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören“.

Rainer Mausfeld Psychologe, ehemaliger Professor, der an der Universität Kiel unterrichtete. Sein Forschungs-Schwerpunkt liegt auf Wahrnehmungspsychologie, Verhaltensforschung und Kognitionswissenschaften. Er hat sein ganzes Berufsleben der Wissenschaft, der Forschung und der Vermittlung von Wissen gewidmet. In diesem Buch macht er sich in 10 Kapiteln (davon allerdings 3 Kapitel Interviews – die man nicht braucht) Gedanken über den Zustand unserer Gesellschaft, der Parlamentarischen Demokratie und die Medien. Und bevor es aus der Rechten Ecke dröhnt „Sagen wir doch!“, er steht damit eher in einer gedachten Linie mit Elias Canetti (Masse und Macht) oder Hannah Arendt (Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft). Mausfeld grenzt sich auch klar vom Rechtspopulismus ab. Auf S.77ff weist er darauf hin, dass die Rechten der sog. Elite nutzen, auf S.200 sieht er die Erfolge der Rechten bei vielen Wahlen in Deutschland als „Konsequenz der radikalen Entleerung des politischen Raums.“

Zusammengefasst vertritt Mausfeld die These, dass die ursprünglichen Definitionen der Begriffe Demokratie und Freiheit seien von den, den Neoliberalismus tragenden, Interessengruppen verfälscht worden und der Parlamentarismus hierzulande, sei mehr Schein als Sein; in Wirklichkeit hätten die ökonomisch Mächtigen das Sagen. Ebenso verhielte es sich mit den Massenmedien – ihnen käme keine Informationsfunktion im Sinne der Aufklärung zu, sondern in neoliberal organisierten Gesellschaften, eine systemstabilisierende Funktion. Besonders die Machtelite des Finanzsektors (der nach Jean Ziegler, der neue Feudalismus ist) erlange – wie man in der Krise 2008 sehen konnte – darüber ihre Machtabsicherung.

Mausfeld vertritt die Ansicht, den Interessengruppen der Kapitalisten, sei es mit Hilfe der Ideologie des Neoliberalismus gelungen, dieses System als scheinbar alternativlose Wirklichkeitsdeutung durchzusetzen. Dabei scheuen sich die Machteliten nicht, das Grundvertrauen der Menschen in ihre Institutionen zu zerstören. Mit manipulativen Mitteln, allesamt Techniken der Propaganda (Informationsüberflutung, Fragmentierung, Dekontextualisierung/Rekontextualisierung) würden Widersprüche, Skandale und Wirkungen der Machtausübung unsichtbar gemacht. Dazu gehören auch die nützlichen Narren (meine Formulierung) der Rechtspopulisten – deren wirtschaftspolitische Ausrichtung, wie man bei ihren Spitzenleuten z.B. in Deutschland deutlich bemerken kann, ebenfalls neoliberal ist.

Mit dem Begriffen Machteliten, Elitendemokratie und der Beschreibung der Techniken der Manipulation zeigt uns Mausfeld Hintergründe auf, die geeignet sind, in Kenntnis dieser Hintergründe Alternativen zu entwickeln. Dem Autor wird häufig vorgeworfen, dass er in seinem Buch keine Vorschläge mache. Nun, das ist in einer wirklichen Demokratie auch nicht sein Job, sondern die Aufgabe derjenigen, die ihre Interessen wieder auf die Tagesordnung setzen wollen.